Abiturrede-2010

Abirede-20-03-10

Rhapsodia abiturientum – Gegangen, um zu bleiben …

 

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, eigentlich ist das ja ein Wortungetüm: von einer dritten Person Singular Passiv ab-itur „es wird weggegangen“ / „man geht weg“ wiederum ein Partizip zu bilden – das habt nicht einmal Ihr in all den Klassen- und Kursarbeiten hingelegt, und das dazu noch in der genderkorrekten Form, wie sie vom eigentlich zugehörigen abeuntes gar nicht, bestenfalls noch als Partizip Futur abituri abituraeque abgeleitet werden kann. Also abitur, im Sinne von: „von Euch wird abgegangen“ / „Ihr geht jetzt mal“, und sieht man sich von einer Jahrgangsstufe vor die Herausforderung der lehrerseitigen oder –lastigen Abiturrede gestellt, dann überlegt man sich spätestens bei deren Abfassung, was denn nun im Schuljahresgeläuft so prägende und charakteristische Merkmale derer gewesen sein könnten, mit denen man es seinerzeit zu tun hatte und über die bzw. vor denen man jetzt sprechen soll.

Und wenngleich ich über die Schuljahre hinweg doch mit recht Vielen Eurer Stufe im Unterricht wie außerhalb in dieser oder jener Weise zusammengewerkelt habe, so liegt es in der Natur der Sache, daß es eben nicht Alle waren – aber ich denke, daß meine Schilderungen und Eindrücke durchaus nicht fernab oder bar jeglicher Verallgemeinerungstauglichkeit sind.

Eure verbreitete filigrane Virtuosität im Umgang mit Kasusfunktionen, Satzbauteilen und Verbformen geriet mir schon seit frühen Jahren zum Stairway nicht eben to heaven, aber es reichte doch bis zur Klassenzimmerdecke, die Gewißheit eingeschlossen, daß ich nach Langem Marsch ebenda von ebendort auch wieder herunterkommen würde, um unverdrossen auf ein Neues … aber lassen wir das, tempi passati.

Mundus Novus eröffnete uns neue Sichten auf die ‚Dinge des Lebens‘, welche der antike Roman noch märchenhaft vage hatte ahnen lassen, Cäsar vermittelte eine Idee ihrer Durchsetzbarkeit, die Metamorphosen Ovids die Einsicht in ihre Wandelhaftigkeit; die Epen Homers gaben einen tiefen Einblick in die Fährnisse der condicio humana, der Aufstieg aus Platons Höhle hinauf zur Sonne, zur Freiheit wies auf den Unterschied zwischen Schein und Wesentlichem, Hellas und Rom boten sich in ihrer künstlerisch-architektonischen Wirkmacht – kurz: Freude an Sprache, Literatur und Geschichte, an Dichtung, Philosophie und Kunst jenseits eines bezahlbaren Nutzeffektes zu vermitteln, ist zu allen Zeiten eine Sisyphusarbeit spießiger Schulmeister gewesen – das beklagen bereits Erasmus von Rotterdam (1511) sowie Philipp Melanchthon in einer Wittenberger Universitätsrede „De miseriis paedagogorum“(1533)1, und ich hoffe sehr, daß ich darin bei Euch, sicher in unterschiedlichem Maße, aber doch nicht völlig erfolglos geblieben bin. In einem Kultfilm der 90er Jahre hat der Protagonist, Lehrer für englische Literatur an einer angelsächsischen Privatschule und in seinem didaktischen Reformeifer ebenso intolerant, ideologisch einseitig und begrenzt wie diejenigen, die er abschaffen zu sollen glaubte – nicht den Lateinpauker: der war einer der wenigen ihm freundschaftlich gesonnenen – einen allerdings sehr bedenkenswerten Satz gegenüber einem nutzenorientierten Technokraten zur Wirkung des Theaterspiels geäußert: Architektur, Jura und Medizin seien ja zweifellos ganz wichtig – aber welche Dinge bringen eigentlich Freude in unser Leben ? …

Da ich nun freilich – wie schon gesagt – auch nicht alle von Euch im eigenen Unterricht haben durfte, konnte, sollte, mußte, möchte ich hier nicht im Übermaß die Vergangenheit aufarbeiten, und als Künder von Wahrheiten ohne unmittelbaren Anwendungsnutzen werde ich mich ohnehin hüten, Euch Vorgaben für ein gelingendes Leben (so aus unserem Schulprogramm) zu erteilen – dafür seien aus ganz unterschiedlichen Zeiten an dieser Stelle maßgeblichere Zeugen benannt:

In einer berühmten Rede aus dem Umfeld des Florentiner Renaissance-Humanismus „De hominis dignitate – Über die Würde des Menschen“ (ursprünglich) von 1486 hat für den Philosophen Pico della Mirandola (einem kleinen Ort bei Modena in der heutigen Emilia-Romagna) der optimus opifex, der beste Bildner, den Menschen in den Mittelpunkt der Welt gestellt aufgrund seines freien Willens (arbitrium), sich den Platz, die Form, die Fertigkeiten zu geben, welche auch immer er sich wünscht, während die übrigen Lebewesen in gesetzte, vom Schöpfer vorgegebene Grenzen eingebettet seien2: „Keinen bestimmten Platz habe ich Dir zugewiesen, auch keine bestimmte äußere Erscheinung und auch nicht irgendeine besondere Gabe habe ich Dir verliehen, Adam3, damit Du den Platz, das Aussehen und alle die Gaben, die Du Dir selber wünschst, nach Deinem eigenen Willen und Entschluß erhalten und besitzen kannst. Die fest umrissene Natur der übrigen Geschöpfe entfaltet sich nur innerhalb der von mir vorgeschriebenen Gesetze. Du wirst von allen Einschränkungen frei nach Deinem eigenen freien Willen, dem ich Dich überlassen habe (pro tuo arbitrio, in cuius manu te posui), Dir selbst Deine Natur bestimmen. In die Mitte der Welt habe ich Dich gestellt, damit Du von da aus bequemer Alles ringsum betrachten kannst, was es auf der Welt gibt. Weder als einen Himmlischen noch als einen Irdischen habe ich Dich geschaffen und weder sterblich noch unsterblich Dich gemacht, damit Du wie ein Former und Bildner Deiner selbst nach eigenem Belieben und aus eigener Macht zu der Gestalt Dich ausbilden kannst, die Du bevorzugst. Du kannst nach unten hin ins Tierische entarten, Du kannst aus eigenem Willen wiedergeboren werden nach oben in das Göttliche4“.

Aber auch von der atheistischen Gegenseite her erhält der Mensch wie bei Pico, nur sehr viel später (um 1946), ein Höchstmaß an Würde in subjekthafter Eigenverantwortlichkeit durch den Existentialismus eines Jean-Paul Sartre, mit dem Selbstentwurf seiner individuellen, kommenden <Essenz>: „Der Mensch ist nichts Anderes als wozu er sich macht. Ein Wesen, das existiert, bevor es durch irgendeinen Begriff definiert werden kann […], anfangs überhaupt nichts. Er wird erst in der weiteren Folge sein, und er wird so sein, wie er sich […] will und wie er sich nach der Existenz konzipiert“. Die existentialistische Grammatik ist durchaus nicht welfaristisch geprägt, er ist vielmehr zur Freiheit in Verantwortung verurteilt: „Verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat, anderweit aber dennoch frei, da er, einmal in die Welt geworfen, für Alles verantwortlich ist, was er tut.“ Er ist verlassen, findet „keine Entschuldigungen […], kann nie durch Bezugnahme auf eine gegebene und feststehende menschliche Natur Erklärungen geben; anders gesagt, es gibt keine Vorausbestimmung mehr, der Mensch ist frei, der Mensch ist Freiheit […], ohne irgendeine Stütze und ohne irgendeine Hilfe in jedem Augenblick verurteilt, den Menschen zu erfinden: <Der Mensch ist die Zukunft des Menschen> (Ponge).“5

Schon in Eurem bisherigen, gleichermaßen geregelten wie geschützten Raum Schule und Elternhaus werdet Ihr gespürt haben, daß „Freiheit“ sich ebenso gut anhört wie schwierig zu handhaben ist, und das jetzt für Euch kommende ‚freie Leben‘ wird dies als größte Herausforderung für Jede/n von uns und Euch jeden Tag auf ein Neues erweisen. Oder ist Freiheit nur ein anderes Wort für – „Nichts geblieben, was man verlieren könnte“ (Janis Joplin) ? „Wer im Leben gut auf Erden, wird nach dem Tod ein Engel werden“ – doch: „sie müssen sich an Sterne krallen, damit sie nicht vom Himmel fallen“ (Rammstein) … nun:  wie werden und müssen das hic et nunc nicht abschließend klären – können dafür aber dereinst vielleicht an der Stelle noch mal einsetzen, um uns über eine gründlichere Erörterung dieses komplexen Gedankenganges in das Thema noch mal einzufinden. Für heute wollen wir es uns etwas einfacher machen und beherzigen, was ein – allerdings nur einschlägig – bekannter ‚Kreativer‘ unserer Tage gemäß indirekter Überlieferung (SWR3) zu bedenken gegeben hat: „Baby, ik sak‘ nur eins – morge gibts ein ande Tak – the sun wird shin, geh‘ rraus und mak was aus dein Lebben“.

In diesem Sinne Euch Allen alles erdenklich Gute und stets eine glückliche Hand auf Eurem neuen Weg in freier Wildbahn … – abeatis.

 

Koblenz, 20. März 2010                                                    Michael P. Schmude

1Erasmus: Laus stultitiae 49/51; Melanchthon: De miseriis 1-3; 13.

2De hominis dignitate 4.

3Man denkt sogleich an die bekannte Geschichte von der Zuteilung der Eigenschaften und Fähigkeiten an Tiere und Menschen durch Epimetheus, den Nachher-Denker, und ihre Korrektur am Mängelwesen Mensch durch den Vorher-Denker Prometheus, wie sie der Sophist Protagoras und Platon im 4. Jh. v. Chr. erzählen.

4Der platonische Aufstieg im Kreislauf der Wiedergeburten ist hier unüberhörbar.

5Ist der Existentialismus ein Humanismus ?, in: J.-P.S.: Drei Essays (Zürich 1979), S. 9-12, 16 f.

Abiturrede-2011

Abirede-26-03-11

Liebe Abiturientia, liebe Eltern, Angehörige und Verbundene,

liebe Kolleginnen und Kollegen

 

„Unsere Jugend liebt den Luxus, sie hat schlechte Manieren, mißachtet Autorität und hat keinen Respekt vor dem Alter. Die heutigen Kinder sind Tyrannen, sie stehen nicht auf, wenn ein älterer Mensch das Zimmer betritt, sie widersprechen ihren Eltern, schwätzen beim Essen und tyrannisieren ihre Lehrer …“ – nein, kein Klageruf eines geplagten Studienrats im frühen 21. Jahrhundert, sondern – nach Ausweis seiner Stimme Platon [sinngemäß in Politeia, Buch VIII, 563 a4-b2 – soviel Fußnote muß sein in diesen Zeiten …]* – der eines gewissen Sokrates von Athen, und dieser wurde bekanntlich bereits im Jahre 399 vor Christus angeklagt, zum Tode verurteilt und hingerichtet – nicht von seinen Schülern, allerdings von deren Eltern …

Kaum ein anderes Miteinander oder Zusammenspiel, pädagogisch korrekt „Interaktion“, scheint sorgsamer umhegt von guten Ratschlägen und noch besserem Wissen als dasjenige von Schülern und Lehrern, was und wie der Eine zu handeln, was und wie die Anderen zu erleben haben – aber das sei der geballten Fachkompetenz der Talkshows, Expertenrunden und der theoretischen Journale anheimgestellt. Das Spannungs- und Wechselverhältnis zwischen Beiden hat nachfolgender Altmeister der Beredsamkeit zum Gegenstand einer launigen rhetorischen Fingerübung gemacht: als der Reformator Melanchthon, als Philipp Schwarzert seines Zeichens eigentlich ordentlicher Griechisch-Professor in Heidelberg, um das Jahr 1530 vor Scholaren der Universität Wittenberg De miseriis paedagogorum deklamierte, bemühte er (cap. 1) zu seiner heiter-ironischen, gewiß nicht ganz ernst gemeinten Darstellung von Leben, Arbeit und Erfolg des Standes der Schulmeister eine Fabel des lydisch-griechischen Sklaven Aesop, in welcher (196) der Esel vor Zeus tritt, um diesem sein wie seiner Genossinnen und Genossen hartes Los zu schildern, wie er unter der täglichen Arbeit in der Tretmühle zuammenzubrechen und aufgezehrt zu werden droht – aber welcher Esel habe in welcher Tretmühle jemals solche Mühsal zu ertragen gehabt wie der durchschnittliche paedagogus am Mühlstein der Lehre und Unterweisung.

Was hat das nun mit Eurer Schulzeit zu tun ? – Zunächst einmal … natürlich eher weniger bis rein gar Nichts.

Und da fährt unser praeceptor Germaniae doch tatsächlich und wörtlich fort (cap. 2): “Wenn Jemand gezwungen wird, ein Kamel das Tanzen zu lehren oder einen Esel, auf der Flöte zu spielen, wird man den nicht schon in besonderer Weise ‘arm dran‘ nennen, der sich vergeblich damit größte Mühe gibt ? Und doch ist dies erträglicher, als unsere Jungen zu lehren: denn wie Du keinen Fortschritt erzielst im Unterrichten eines Kameles oder Esels, so vergrößern Dir jene doch wenigstens nicht noch die Plage durch Ungezogenheit. Aber diese schönen Jungen da …“ – von Mädchen war noch keine Rede, und ich breche hier auch mal ab.

In der Unterwelt muß der große Lügner Sisyphus zur Strafe einen Felsen den Abhang hoch wälzen, der ihm dann kurz vor dem Gipfel wieder entgegenkommt und umso schneller zurück ins Feld hinunterrollt (cap. 3) – ein Sinnbild vergeblicher Liebesmüh vieler Sterblicher, und für unseren Lehrmeister eben auch des paedagogus und seines ganz besonderen Felsen: nur unter Zwang nehme der Schüler ein Buch zur Hand, und allein bei seinem Anblick wie beim Vortrag des Lehrers übermanne den Sorglosen der Schlaf der Gerechten, so daß eine ganz neue Kompetenz vonnöten ist – discipuli expergefaciendi – die des Aufweckens des Schülers. Die Abwesenheit jeglicher Gedächtnisleistung komme geradezu der Goldenen Regel bei Gastmahl und Gelage gleich, nach welcher am meisten verhaßt der sich erinnernde Mit-Zecher sei … Auch andeutungsweise Ähnlichkeiten mit real existierenden Elèvinnen und Elèven können hier nur der bare Zufall sein.

Mit der Räumung des Augias-Stalles, welche einem Herkules schon solche Last bereitet habe, vergleicht der Humanist und Professor für Poetik Gregor Bersmann (1537-1611) eine Generation später dann De calamitate et miseria docentium in ludis litterariis die Beschwerlichkeiten der Schullehrer, die rohen Sitten der lieben Jugend mit wacher und stetiger Sorge zu bereinigen: gut wohl die Kunst – doch im Magen der Hunger, selten der Dank – gewiß nur die Plage … Aber nicht, daß wir damit etwa Eurer Schulzeit bereits wirklich nähergekommen wären (Irrealis !):

Für Einige von Euch ist diese verbunden gewesen mit dem gleichfalls mühevollen Aufstieg in Platons Höhle zu den wahren Dingen der Erkenntnis, mit facta notabiliora wie Herodots Novelle vom Meisterdieb oder den Geschichten um Solon und Kroisos, aber auch um die Brüder Kleobis und Biton, welche wir dann auch noch vor Ort in Delphi bestaunen konnten – auf einer Griechenlandfahrt, die Anstrengendes geboten hat wie Akropolis und Nationalmuseum in Athen, Idyllisches wie die Insel Aigina und Sportliches in Olympia. Die Schrecken des modernen Athener Innenstadt-Chaos ließen Euch des Abends in einem Hotelzimmer für Alle zusammenrücken – und durch die geschlossene Zimmertür den Rauchmelder auf dem Flur in Gang qualmen. Was allerdings nicht verhindert hat, daß ich dieses Mal die 1000 Stufen der Feste Palamidi in Nauplia wieder in Begleitung besteigen konnte – wir haben das fotographisch dokumentiert und durften den traumhaften Ausblick von der Burgzinne gemeinsam genießen: es gab auch schon Griechenlandfahrten, da bin ich alleine da hoch, und unsere letzte Tour nach Rom, auf welcher wir die Urbs aeterna nach allen Regeln der Kunst epochen- und flächendeckend durchmessen haben, stand ja noch aus …

Ob man mit Platons Ideenlehre die jüngere Koblenzer Verkehrsführung oder den Bürokratismus der Bachelor- und Masterstudiengänge leichter bewältigt, das sei jetzt mal dahingestellt; das Bewußtsein um unsere europäische kulturelle Identität, die Antwort darauf, „wohin der Stier Europa trug“, ist keine Frage technokratischer Alltagsbewältigung. Aber wenn Ihr nunmehr den behüteten Bezirk ‚Schule‘ mit dem Schutzraum ‚Elternhaus‘ im Hintergrund verlaßt und in die freie Wildbahn ‚Leben‘ hinaustretet, werden Euch die homerischen Charakterbilder dort wieder begegnen, und Ihr werdet gut daran tun, wenn Ihr auf Euren beruflichen und auf Euren privaten, auf Euren ganz persönlichen Wegen die Agamemnons und die Thersites‘, die Hektors und Odysseus, die Achills und Paris wiedererkennt und angemessen einzuordnen wißt – und seien es auch nur ihre Parodien aus dem großen Krieg der Frösche gegen die Mäuse, im Ernst:

Ab sofort sagt Euch – vielleicht – keiner mehr: „mach‘ dies, mach‘ das, laß‘ es sein“, Ihr müßt von nun an alleine laufen. Euch eine Reihe von Wegen aufzuzeigen, diesen Mühlstein haben im Laufe der Jahre Viele und gerne gedreht, und am Ende habt Ihr gezeigt, daß Euch davor auch gar nicht bange zu sein braucht. Ihr habt jetzt alle Freiheit, aber Ihr wißt, daß es nichts Schwierigeres gibt als ebendiese. Neben dem kunstfertigen Daedalus, der seine Fähigkeiten zur Befreiung zu nutzen verstand, steht sein Sohn Ikarus, welcher den richtigen Pfad verpaßt hat. Gebraucht sie also angemessen.

Wie bleibt Ihr in Erinnerung, abgesehen von einem geschlossenen Studio und davon – die Erfahrung lehrt es – daß Ihr in aller Regel, Einige jedenfalls, die „üblichen Verdächtigen“, und das ist auch schön so, gelegentlich wiederkommen werdet ? Nach Allem was man hört, liest, und ich kann das aus eigener Beobachtung und Diskussionen nur bestätigen, seid Ihr eine durch und durch ‚pragmatische‘ Generation, von weltanschaulichem Ballast auf Euren Wegen erfreulich unbeschwert. Der Blick geht dabei stets nach vorn, und die magischen Epochenschwellen 20 – 50 – 80 habt Ihr alle noch vor Euch, also: macht ‘was ‘draus, abituri abituraeque und – abeatis.

 

*Der genaue Wortlaut dieses dem Sokrates zahllose Male von Schülerzeitung bis Bischofsrede in den Mund gelegten Bonmots ist bei Platon selbst freilich nirgendwo belegbar.

 

Koblenz, 26. März 2011                                                   Michael P. Schmude

Zu-A-Schmitt-Aristoteles-Poetik

Zu-A-Schmitt-Aristoteles-Poetik [gekürzte Fassung in: Forum Classicum 53 (2010), 49-51]

Aristoteles – Poetik: übersetzt und erläutert von Arbogast Schmitt. Akademie-Verlag Berlin 2008 [Aristoteles – Werke in deutscher Übersetzung, Bd. 5], 789 S., EUR 98,00 (ISBN 978-3-05-004430-9).

Mit dieser von Neuem ins Deutsche übersetzten1 und umfassend kommentierten Ausgabe der Poetik-Vorlesung des Aristoteles stellt der Marburger (inzwischen) Emeritus Arbogast Schmitt (Sch.) auf eindrucksvolle Weise im Rahmen der von E. Grumach begründeten und H. Flashar herausgegeben Reihe dessen umfangreicherer Redekunst2 die zweite, wohl ältere (um 335 v. Chr.) und von Beginn an nicht selten mißverstandene literaturtheoretische Lehrschrift3 über Tragödie und Epos sowie (verloren) Jambos und Komödie zur Seite. Sch.s Opus grande baut sich in folgenden Teilen auf:

Textgeschichte (Th. Busch, XVII-XXVI) und Übersetzung (3-41). Einleitende Kapitel: Schwierigkeiten im Zugang (seit der Renaissance) und geistesgeschichtliche Bedingungen der ‚Wiederentdeckung‘ der Poetik (45-54), Abwendung von Aristoteles in den hellenistischen Schulen und ihre Folgen für das Literaturverständnis (55-71), der systematische Ort der Dichtung unter den psychischen Aktivitäten des Menschen bei A. (71-91), Theoria, Praxis, Poesis – die Zuordnung der Dichtung zur Theoria bei A. und in den arabischen Poetik-Kommentaren (92-117), Mimesis einer Handlung: konkrete Verwirklichung des allgemeinen Könnens eines Charakters – ‚Mythos‘: Mimesis einer vollständig ausgeführten Handlung als Inbegriff des Dichterischen (117-125) und (zusammenfassend) Ableitung der Dichtung aus einer anthropologischen Reflexion auf die  Vermögen des Menschen (126-128). Argumentationsgang und Inhalt der Poetik (128-135), ein Literaturverzeichnis mit modernen Editionen, Übersetzungen, Kommentaren und Bibliographien, mit antiken, mittelalterlichen wie Renaissancetexten, mit neuzeitlicher  Primär- und Sekundärliteratur (139-191) leiten über zum eigentlichen, knapp 550 Seiten starken Kommentar (195-742). Ein Anhang bietet Sach-, Stellen- und Personenindices (745-768), führt das Inhaltsverzeichnis nach Sachpunkten weiter aus (770 ff.)4 und gibt abschließend eine thematische, nach den Kapiteln der Poetik und darin jeweils <A. Gliederung und Zielsetzung> und <B. Einzelerklärung und Forschungsprobleme> in die Paragraphen gegliederte Übersicht des Kommentars (773-789).

Die Übersetzung ist erklärtermaßen texttreu, andererseits bereits eine hilfreich erklärende: durchgängig finden sich – auch für den vom griechischen Original herkommenden Leser – Verständnis vorbereitende und fördernde Zusätze (stets durch eckige Klammern markiert – Sch. p. XV), und gewisse Freiheiten mit der Vorlage erlauben Verständnisvarianten im Detail5.

Der Kommentar erschließt diese Vorlesung, indem zunächst der ‚rote Faden‘ durch das jeweilige Kapitel hin verfolgt wird (A.), die Einzelaussagen sodann (B.) im Rahmen der aristotelischen wie nacharistotelischen Literaturtheorie und Rezeptionsgeschichte gedeutet werden; stellvertretend hier zu Kernaussagen:

Am Beginn der frühen Neuzeit setzt mit der Wiederentdeckung des Aristoteles in der Renaissance eine poetologische Tradition ein, welche die Nachahmung (Mímēsis) der Natur als etwas per se Schönem und Wohlgeordnetem zur Regel erhebt – so formuliert etwa in Joh. Chr. Gottscheds Versuch einer kritischen Dichtkunst 1730 (I c. 3, § 20) – und damit der freien Entfaltung des künstlerischen Genies ein Ordnungswerk von außerhalb seiner selbst überstreift: Die Zurückweisung dieses „Nachahmungsgeistes“ ist ein schon in Kants Kritik der Urteilskraft 1790 (§ 47) erhobenes ‚genieästhetisches‘ Postulat der Moderne, indes: auf Aristoteles läßt sich für Sch. eine solche am Muster der Natur orientierte Regelpoetik, rein normativ oder rein deskriptiv, überhaupt nicht zurückführen (202 f., 552); den seit der Mitte des 18. Jh. gepflegten romantischen, aber schon bei Horaz (Ars 99-113) und Ps.-Longin (15, 1 f.) angelegten Gegensatz von ‚rational-methodisch‘ (und damit kunstfremd)  und ‚genial‘ (entfesselt und wahrhaft künstlerisch) vermeide Aristoteles, indem er Literatur zwar von beweisführender Wissenschaft abgrenze (1447 b 16-20), nicht aber dem rein Gefühlsmäßig-Intuitiven zuweise.  Dieser führt den Nachahmungsbegriff bereits im Eingangskapitel der Poetik ein, um vielmehr – wie Platon (Sch. 209) – anhand des Mediums, in welchem eine solche (lautliche) Nachahmung erfolgt (in der Literatur: Rhythmus, Sprachgestalt und Harmonie), anhand des behandelten Stoffes (für Poesie stets ‚Mythen‘) sowie anhand des Darstellungsmodus als konstitutiver Bedingungen einer jeden Nachahmung zwischen den literarischen Künsten, insbes. den dichterischen Gattungen zu unterscheiden (1447 a 13-23 als Programm der ersten 3 cap.). So bildet der Historiograph (mehr oder minder) aktuelle Einzelgeschehnisse in ihrem pragmatischen Ablauf nacherzählend ab (c. 9), während der Dichter als Nachahmung allgemeingesetzliche Handlungen darstellt, welche einer inneren Stimmigkeit von Wesenstypen oder Situationen verpflichtet sind und nicht an objektiver Realität hängen (Sch. p. X; 204 ff., 225, 241, 267) – und Poesie darum philosophischer nachahmt als Geschichtsschreibung (poet. 1451 b 4-6).

Dies unterscheidet sie auch vom Verdikt der Nachahmung von Nachgeahmtem (Idee – Realität in der Welt – Darstellung), mit welchem Platon die Künstler allgemein, die Dichter insbesondere im zehnten Buch der Politeia aus seinem idealen Gemeinwesen bannt (hier 598 d 7 – 601 b 8)6. Für Aristoteles werden die transzendenten Ideen immanent vollzogen, indem der je einzelne, materiale Typos die (von Ideenseite) in ihn gelegten formalen Möglichkeiten und Folgerichtigkeiten ausführt; die Idee wird zur Entelechie, sie trägt gewissermaßen ihre Verwirklichung in sich – diese ahmt der Künstler nach und nimmt so die Wahrheitsstufe des platonischen Handwerkers ein7. Dabei ist es nicht allein die dichterische Form, etwa die Versgestalt, welche Dichtung ausmacht, sondern ihr poetischer Gegenstand – weswegen Empedokles trotz Hexameter eben Naturphilosoph bleibt (poet. 1447 b 17-20; Sch. 196, 208, 218 f.) und Herodot auch durch Umsetzung in Versmaß kein Dichter wird (poet. 1451 b 1-3; Sch. 373, 387 f.).

Von grundsätzlicher Bedeutung für einen weiteren Schlüsselbegriff, die Kátharsis – ihr sind zwei umfangreiche Exkurse gewidmet (333-348 und 476-510) – ist in der Tragödiendefinition c. 6 (poet. 1449 b 27 f.) Sch.s Wiedergabe (mit Lessing, Hamburgische Dramaturgie 78 und gegen u.a. Gigon, Fuhrmann und Flashar8) der kátharsis tōn toioútōn pathemátōn =  eléou kai phóbou nicht im (medizinischen) Sinne eines Genitivus separativus als Reinigung von derartigen Gefühlen = Mitleid und Furcht, sondern im Sinne eines ebendiese Gefühle ihrerseits zum Rationalen (Lessing: zum Tugendhaften) hin reinigenden Genitivus obiectivus (Sch. 9; 333; 478)9. Die Erregung dieser Gemütszustände – éleos und phóbos – im Zuschauer auf die beste Weise ist Ziel der tragischen Handlung (c. 13) und diese wiederum Nachahmung, Mímēsis einer vollständigen, sich gemäß innerer Wahrscheinlichkeit, Zielsetzung oder Notwendigkeit eines bestimmten Charakters folgerichtig ergebenden und damit erst ihre Einheit wahrenden Handlung (c. 9, 1451 a 37 f. und b 8 f., 1452 a 2 f.)10 – in diesem Sinne versteht Aristoteles Mímēsis und nicht als Nachahmung der Natur mit zudem moralisch-lehrhaftem Impetus (Sch. 199, 410 f., 440 f.). Bloße Kopie einer geschehenen Wirklichkeit macht für Aristoteles – wie für Platon – noch keine Literatur aus; diese muß Wirklichkeit aus ihren Ermöglichungsgründen darstellen (Sch. 208, 741 f.), läßt das eigentümliche Potential eines Individuums sich in seinem Handeln verwirklichen11, und ihre vollendete Form findet dichterische Mímēsis in einem gut komponierten Mythos (Sch. 202, 222).

Der tragische Held, dessen Verfehlung (Hamartía) – mittelbar – aus Charakterschwäche, in Unfreiwilligkeit und Unwissenheit (durch Versagen der diánoia), nicht aber aus Boshaftigkeit ihn die Situation falsch einschätzen und scheitern läßt, ihn somit aus mangelnder Einsicht ins Unglück stürzt, steht in der Mitte (→ Mesótēslehre) zwischen dem epieikés (dem völlig Integren) und dem mochthērós (dem ganz und gar Verkommenen), und nur sein Fall ist geeignet, éleos und phóbos beim Zuschauer zu wecken (c. 13, 1453 a 7-12)12. Tragische Hamartía, im Zuge derer ein an sich guter Charakter veranlaßt wird, sein Handlungsziel zu verfehlen oder sich eines zu setzen, durch welches er das für ihn wirklich Gute übergeht (487), verdeutlicht Sch. mittels ihrer Abgrenzung gegenüber ebendiesen beiden Typen (444-456). Im angemessenen Mitempfinden – nicht der nur rührseligen Gefühligkeit noch in nicht berechtigtem Mitgefühl (493) – eines tragischen Handlungsverlaufs und unverdienten Leides eines Unsergleichen erfüllt die Tragödie ihre Aufgabe auch am Zuschauer, ohne daß dieser sich allerdings – entgegen neueren Auffassungen – mit Jenem identifizieren solle13, als Katharsis, als Reinigung der ihr zukommenden, von ihr selbst erzeugten und abschließend geformten Gefühle des ‚Mitleids und der Furcht‘ (478 f.) angesichts eines Scheiterns, das als mögliche Gefahr auch für den Zuschauer selbst aufgefaßt werden kann: dem entspricht bei Aristoteles ein reflektierter Begriff von Katharsis als „Kultur des Gefühls“, welcher von nachromantischem Verständnis im Sinne irrationaler, psychosomatischer Erregungen der Elementaraffekte ‚Jammer und Schaudern‘ frei ist (Sch. 486 ff.).

Am Beispiel eben der Gefühls- oder Affektenlehre (páthē) zur Darstellung nachempfind- und verstehbarer Handlungsmotivationen von – dem Zuschauer gleichen – Menschen im Drama zeigt Sch. auch (333), wie Schlüsselbegriffe dieser kleinen Schrift durchweg den Kontext des Gesamtwerkes (hier: der Ethiken, De anima) voraussetzen, ohne Einzelnes eigens nochmals zu erarbeiten. So ist etwa die Einheit von emotionaler und bewußter Intelligenz in der Rhetorik (1378 a 19 – 1388 b 30)14 ausgearbeitet durch eine Auffassung von Kognition, welche im rational urteilenden wie gefühlsmäßig wertenden Menschen nur je unterschiedlich wirksam wird: Aristoteles und die Trennung von Denken, Fühlen, Wollen seit dem 18. Jahrhundert (334 f.). Mitleid und Furcht werden – neben der Rhetorik – in der Nikomachischen Ethik15 besprochen, die dazu das platonische (Polit. 533 d 2) ‚Auge der Seele‘ verständiger Menschen mit aufnimmt (Sch. 483-486). Von daher muß die Poetik auch nicht zu allen Fragestellungen hin abgeschlossen sein, da sie ihrerseits eingebettet ist und als Teil des Lehrgebäudes andere bedingen oder ihrerseits zur Bedingung haben kann.

Tṓi páthei máthos – … und (allerdings nur !) Letzteres gilt auch für die Arbeit mit und an Sch.s monumentalem Kommentarwerk: Summe und Ertrag dieser überreichen Darstellung und Analyse der aristotelischen Dichtungstheorie, mit welcher diese Disziplin seinerzeit überhaupt erst einsetzte, konnten hier naturgemäß nur exemplarisch angedeutet werden; sie bleiben für alle weitere Auseinandersetzung mit literarischer Rhetorik und Poetik maßgebend.

Michael P. Schmude, Boppard

 

Anmerkungen:

1)      Bequem zugänglich (nach O. Gigon, RUB 1961) bisher die Übersetzungen M. Fuhrmanns bei Heimeran (eingeleitet, übers. und erläutert, München 1976 [Dialog mit der Antike, Bd. 7]; zur Datierung nach 335 v. Chr. und vor der Rhetorik ebda. 12-16) und Reclam (zweisprachig, mit Anmerkungen und Nachwort zu Form, Erhaltungszustand und Aufbau der Poetik, Stuttgart 1982/21994 [UB]); maßgeblicher Referenztext hier wie für Sch. die griechische Ausgabe von Rudolf Kassel (Oxford: Clarendon Press 1965, ND), Abweichungen davon bei Sch. S. XXVII f.

2)      Aristoteles – Werke in deutscher Übersetzung, Bd. 4: Rhetorik, übers. und erl. von Christof Rapp, Berlin 2002, 2 Bde.; insbes. zum Wechselbezug zu seiner Philosophie Bd. 1, 378-384.

3)      Grundlegend nach wie vor M. Fuhrmann: Einführung in die antike Dichtungstheorie, Darmstadt (WBG) 1973; erster Teil : Aristoteles – Horaz – <Longin> 21992.

4)      Als Beispiel hier stellvertretend zur „Abwendung von Aristoteles …“ (55 ff.): 1. Die unterschiedliche Bedeutung der Vorstellungskraft für den dichterischen Schaffensprozess im Hellenismus und bei Aristoteles; 2. Der mediale Charakter der Vorstellung bei Aristoteles, die Formung der Vorstellung durch Wahrnehmung oder Denken; 3. Die Zentralstellung der Phantasia in den hellenistischen Philosophenschulen, die Folgen für das Kunst- und Literaturverständnis (mit weiteren Unterpunkten zu ‚Denken‘, Anschauung und Gefühl sowie Kunsterfahrung).

5)      Entsprechend wird z.B. in 1451 a 37 f. die eigentlich zu tá dynatá gehörende (so auch Fuhrmann) Adverbiale katá tó eikós ē tó anankaíon über kaí hinweg auf  génoito bezogen und dynatá als erläuternder Zusatz abgeteilt, Sch. 13 u. 372.

6)      Zu Platons Dichtungskritik und aristotelischer Poetik Fuhrmann 1973/21992, 72-90; 1976, 16-21; 1994, 155-161.

7)      Aristot. De ideis, fr. 3–5 Ross (1955, ND); Metaph. 980 b 28 – 983 a 32; 990 b 5 – 991 b 9; 997 a 5 – 1000 a 4.

8)      Gigon 1961, 30; Fuhrmann 1973/21992, 27, 65; 1976, 50; 1994, 19 spricht stets (wie auch Lesky: GGrL3 1971, 641) von „Jammer und Schaudern“: zur Herleitung dieses Begriffspaares aus Aristot. Rhet. 1385 b 13 ff./1382 a 21 ff., aber auch aus Platon und der Sophistik (Gorgias) und gegen Lessings dem Normenverständnis einer bürgerlichen Aufklärungszeit geschuldete Übersetzung Fuhrmann 1973/21992, 90-98, 291-301; 1976, 21-25; 1994, 162-166, ebda auch zur Katharsis.

9)      Beides verwirft Lesky 640 f. mit Aristot. Polit. 1341 a 21-24/1342 a 11-18.

10)  Fuhrmann 1973/21992, 26 f.; 1976, 29 f.; 1994, 170-73.

11)  Zu diesem von Platon ‚ererbten‘ Formprinzip Sch. 392-397.

12)  Vgl. Fuhrmann 1976, 67; 1994, 118. Zur ‚tragischen Schuld‘ auch E. Lefèvre, in: WüJbb N.F. 13 (1987), 37-58 und A. Schmitt in RhM N.F. 131 (1988), 8-30 zum sophokleischen Oidipus Tyrannos und V. Cessi: Erkennen und Handeln in der Theorie des Tragischen bei A. (Frankfurt 1987) zur Antigone sowie zur Medea des Euripides. Zum aristotelischen Gedanken der Hinfälligkeit gerade der besten Eigenschaften im Menschen M. C. Nussbaum: The fragility of goodness (Cambridge/London 1986).

13)  Ein Verzicht auf diese Distanz, wenn auch für Dichter wie Zuschauer wie Tragödienchor bis zu einem gewissen Grade unumgänglich (Poet. 1455 a 30-34), im Sinne eines Sich-Hineinversetzens, des „Mitschwingens einer zweiten Saite“(Lessing) würde eine Reinigung der eigenen Gefühle Mitleid und Furcht beim Zuschauer – die der dramatis personae sind andere – bestenfalls verzerren (Sch. 479 f.).

14)  Rapp 2002, Bd. 2, 584-678; A. Schmitt: Die Moderne und Platon (Stuttgart/Weimar 22008), 270-380.

15)  Eleos u.a. EN 1105 b 23, 1109 b 32, 1111 a 1; phóbos u.a. EN 1104 b 1-3, 1105 b 22, 1115 a 6 – 1117 b 22.